…und warum es in der heutigen Situation umso wichtiger ist, dass die Mitarbeitenden Sinn spüren.
Der Sinn im Leben hilft uns dabei, gerade extreme Situationen besser auszuhalten und durchzustehen. Auch Viktor Frankl, ein österreichischer Psychiater, der während des Naziregimes vier Konzentrationslager überlebte und nach dem Krieg seine Erlebnisse in seinem Buch „…trotzdem Ja zum Leben sagen“ verarbeitet, vertrat diese Hypothese.
Laut Frankl gehört das Streben nach Sinn zum Wesen eines jeden Menschen. Das Bedürfnis zu befriedigen, im Leben und den eigenen Handlungen einen Sinn zu sehen sei wichtig für unser Wohlbefinden, ansonsten könne das Leben einen krank machen.
Heutzutage kommen einige empirische Studien zum selben Schluss.
Häufig zitiert wird dabei die Untersuchung durch die US-amerikanische Neuropsychologin Patricia Boyle, die 2009 mehr als 1.200 Seniorinnen und Senioren befragt hatte, wie stark sie in ihrem Leben eine Richtung oder Bestimmung verspüren würden (Quelle: https://www.cambridge.org/core/journals/palliative-and-supportive-care/article/abs/effects-of-psychological-meaningcentered-therapies-on-quality-of-life-and-psychological-stress-a-metaanalysis/795B191C10E8E38635AE75B1504FA049).
Die Ergebnisse in den folgenden 5 Jahren zeigten deutlich, dass diejenigen, die angaben wenig Orientierung in ihrem Leben zu verspüren, einfast doppelt so hohes Sterberisiko aufwiesen (man beobachtete, welche der Befragten in dem Zeitraum starben).
Die Untersuchung der „The Health and Retirement Study (HRS)“ kommt 2019 mit 6985 Teilnehmerinnen und Teilnehmern über 50 Jahren zu ähnlichen Resultaten (Quelle: https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2734064).
Sinn hilft uns, besser mit Stress umzugehen
Verschiedene Studien zeigen auf, dass Menschen, die einen Sinn im Leben sehen im Alter langsamer geistig abbauen, weniger häufiger an Alzheimerdemenz leiden, ihr Immunsystem besser arbeitet und das Herzinfarktrisiko geringer ist.
(Quellen: https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/17437199.2017.1327325 ; https://jamanetwork.com/journals/jamapsychiatry/fullarticle/210648 , https://jamanetwork.com/journals/jamapsychiatry/fullarticle/1151486 , https://academic.oup.com/abm/article/25/2/146/4631586?login=false , https://link.springer.com/article/10.1007/s11886-019-1222-9).
Bisher fehlt allerdings die abschließende Klärung, ob empfundener Sinn zur besseren Gesundheit führt oder andersherum, gesunde Menschen häufiger einen Sinn in ihrem Leben wahrnehmen.
Aufgrund einiger Experimente liegt allerdings die Vermutung nahe, dass das Empfinden von Sinn die Gesundheit fördert und einen besseren Umgang mit Stress und negativen Erlebnissen ermöglichen.
Beispielsweise zeigten Versuche an der University of Wisconsin, dass Menschen die von sich selbst behaupteten, ein sinnerfülltes Leben zu führen, weniger lange emotionale Reaktionen aufgrund ihnen präsentierter Bilder zeigten, als die übrigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer (Quelle: https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0080329).
Sinn ermöglicht uns also, weniger stark auf emotionale Belastungen zu reagieren oder uns schneller wieder davon zu erholen. Diese Annahme wird durch Beobachtungen am MIT unterstützt, wo durch bildgebende Verfahren gezeigt wurde, dass die Amygdala, die unter anderem an der Verarbeitung von Angst und Stress beteiligt ist, weniger durch bedrückende Fotos aktiviert wird (Quelle: https://direct.mit.edu/jocn/article-abstract/19/2/237/4292/Individual-Differences-in-Amygdala-and).
Wenn wir also einen Sinn in unserem Sein empfinden, dann gelingt uns ein besserer Umgang mit Stress.
Im aktuellen Weltgeschehen und der zunehmenden persönlichen Betroffenheit wird Resilienz immer wichtiger. Sinnempfinden trägt dazu bei.
Empfinden die eigenen Mitarbeitenden Sinn in der alltäglichen Arbeit, die nunmal einen großen Teil der persönlichen Zeit ausmacht, dann sind sie gesünder und können einen besseren Beitrag leisten. Dies liegt allein schon darin begründet, dass die Befriedigung des Bedürfnisses nach Sinn eine starke intrinsische Motivation darstellt.
Wie also kann ich erreichen, dass sich ein stärkeres Gefühl von Sinn einstellt, wenn es bisher wenig ausgeprägt ist?
Besonders wichtig ist das Thema Selbstreflexion und damit verbunden das Bewusstwerden der eigenen Prioritäten und Werte. Hilfreich dabei kann sein, sich wichtige Erfahrungen der Vergangenheit erneut anzuschauen und darüber nachzudenken, warum es persönlich bedeutend war. Warum man tut, was man tut.
Nur die Reflexion reicht allerdings nicht aus, es müssen auch Handlungen folgen. Die Dinge die man tut, müssen als bedeutungsvoll angesehen werden, damit sich das Erleben von Sinn auch tatsächlich einstellt.
Hier darf sich dann jeder die Frage stellen, ob er oder sie ein Umfeld im eigenen Unternehmen erschafft oder erhält, in dem Platz für die Integration der persönlichen Werte und Prioritäten der Mitarbeitenden ist.
Besteht Zeit und Gelegenheit zum Austausch? Lässt die Atmosphäre eine Offenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu oder wird eher ein Maskenball veranstaltet? Inwiefern besteht die Möglichkeit auch bei strategisch relevanten Themen zu partizipieren?
Wenn sich jetzt das Gefühl einstellt „Da ist noch Platz nach oben!“, dann lassen Sie uns gern sprechen. Gemeinsam entwickeln wir Lösungen, damit auch ihr Unternehmen von sinnerfüllten Mitarbeitenden mit noch mehr Elan nach vorn gebracht wird.
Beste Grüße, Janina Wloka