Wer kennt diese Sätze nicht: Nimm erstmal Rücksicht auf die anderen. Nimm dich selbst nicht so wichtig. Du musst dich selbst zurücknehmen. Doch warum eigentlich? Wieso haben sich diese Dinge so fest in vielen von uns etabliert, dass wir das eigene Selbst immer mehr zurückstellen? Und was ist eigentlich die Konsequenz daraus?
Natürlich ist der Anfang provokativ, denn Rücksichtnahme auf sein Umfeld ist per se natürlich nicht verkehrt. Zum Problem wird es dann, wenn immer nur Rücksicht auf die anderen genommen wird und ich mich so selbst völlig hintenanstelle.
Mir begegnen häufig Menschen die nur noch wenig so tun, wie sie es gern würden, aufgrund der Erwartungen ihres Umfeldes. Aus Rücksichtnahme. Weil sie die oben genannten Sätze bereits in ihrer Kindheit von ihren Eltern eingehämmert bekommen und später gar nicht mehr wirklich hinterfragt haben.
„Ich kann mir doch keine Zeit für mich nehmen, schließlich habe ich Kind, Partner*in, Job!“, „Ich kann doch nicht sagen, was ich wirklich darüber denke, sonst ist XY verletzt!“.
Wir hangeln uns von Interaktion zu Interaktion, nehmen Rücksicht auf alle andern. Und wer nimmt Rücksicht auf uns? Und gib es zu, manchmal denkst du dir genau das: „Ich nehme immer Rücksicht auf die anderen aber was ich will, berücksichtigt niemand!“ . Erwischt oder?
Zum einen bringen wir unserem Umfeld auf diese Art und Weise bei, dass wir uns immer zurückstellen. Ob bewusst oder unbewusst. Denn durch unsere mangelnde Durchsetzung für unsere persönlichen Interessen, unser Annehmen der äußeren Anforderungen und das ständige Erfüllen der Erwartungen anderer mit oder ohne zu Murren, können wir auch gar nicht erwarten, dass unser gegenüber Rücksicht auf uns nimmt. Es weiß im Zweifel nicht mal, dass wir es anders wollen würden. Hellseher ist schließlich niemand von uns. Und selbst wenn klar ist, dass du es anders willst, wenn du immer nach den Regeln der anderen spielst, ist doch alles super fürs Gegenüber 😉
Zum anderen verlieren wir nicht nur unsere Energie, Motivation und Spaß wenn wir immer nur in Rücksichtnahme auf andere handeln, wir verlieren irgendwann auch den Bezug zu uns selbst. Das merkst du ganz einfach daran, dass wenn dich mal jemand fragt, wozu du eigentlich Lust hast, du oftmals keine Antwort weißt. Und auf die Frage was du ganz tief in dir wirklich WIRKLICH willst, schon mal überhaupt nicht.
Langfristig erschöpfen wir immer weiter an der Erfüllung der Erwartungen anderer oder noch schlimmer – wir erschöpfen an unserer Interpretation der Erwartungen anderer! Denn wer weiß, ob deine Ansicht, deine Art zu handeln, nicht völlig in Ordnung für das Umfeld wäre? Oftmals interpretieren wir Handlungen und Äußerungen unserer Umfeldes einfach nur auf unsere Art und Weise, anstatt es zur Sprache zu bringen und die wahre Bedeutung zu erfahren.
Ich betone es nochmal, ich rede hier nicht davon sich nur noch wie die Axt im Walde zu benehmen. Sich selbst an die erste Stelle zu setzen bedeutet für mich, Selbstfürsorge zu betreiben. Das ist weder arrogant, noch ignorant wie viele jetzt denken und sagen würden. Es ist sogar gut für dein Umfeld, denn wenn es dir gut geht, dann tut das auch deinem Umfeld gut!
Es heißt: „Ich nehme mich selbst so wichtig, dass ich gut für mich sorge und mich an erster Stelle sehen, denn nur dann kann ich auch einen guten Mehrwert für andere bieten.“ und nicht: „In meinem Kosmos existiere nur ich und alle anderen gehen mir dort vorbei, wo die Sonne nie scheint!“.
Es heißt auch nicht, dass du nur noch tun sollst, wonach dir der Sinn steht und alle anderen auf unterer Stufe zu sehen. Es bedeutet, dass du dir deines Willens bewusst bist und dafür gehst, wenn es dir das wert ist. Genauso wichtig sind auch Kompromisse oder auch „nachgeben“ – jedoch bewusst und weil du dich aktiv dafür entscheidest aufgrund der Sache, nicht aufgrund von purer Rücksichtnahme.
Selbstfürsorge bedeutet, dass du dich wohlfühlst, auf die Signale deines Körpers und deiner Seele achtest und Dinge für dich tust, damit es dir gut geht.
Und das gilt auch für die Eltern und besonders Mütter unter uns 😉
Unseren Kindern kann es nur dann gut gehen, wenn es auch uns gut geht! Sie spüren sofort, wie unsere Laune ist und reagieren unmittelbar darauf. Du weißt selbst, dass du mit einem Bockanfall viel besser zurechtkommst, wenn du guter Dinge bist, als wenn du sowieso schon auf dem Zahnfleisch gehst.
Das kannst du im übrigen genauso auf die ätzenden Kolleg*innen auf der Arbeit übertragen 😉
Ich möchte dich dazu einladen in deinem Alltag immer dann, wenn du wieder denkst: „Ich kann doch nicht…!“ einfach mal den Schritt zu wagen und es zu versuchen. Es anzusprechen. Es muss ja nicht gleich „Ich kann doch dieses verdammt teure Auto nicht kaufen…!“ sein, fang ruhig klein an mit „Ich kann mir doch jetzt nicht mal eine halbe Stunde Auszeit gönnen!“ und tue es trotzdem. Schau was passiert. Was es mit dir macht. Ich verspreche dir, die Welt wird sich weiterdrehen!
Nähere dich mit kleinen Schritten an und du wirst merken, dass du mehr Energie, mehr Motivation und mehr Freude empfinden wirst – auch für unliebsame Dinge, die „getan werden müssen“. Setze Prioritäten und achte dabei darauf, deine eigenen Bedürfnisse ebenfalls zu berücksichtigen, denn nur wenn es dir gut geht, ist dein Mehrwert den du für Kind, Partner*in, Kolleg*innen und dein ganzes Umfeld bietest, wirklich hoch! Und Prioritäten zu setzen bedeutet auch mal einfach wertschätzend „nein“ zu sagen.
Und irgendwann wirst du auch wieder spüren können, was du wirklich WIRKLICH willst in deinem Leben ❤
Wenn du Unterstützung dabei brauchst – ich begleite dich gern auf deinem Weg zu mehr Selbstfürsorge und dem Leben deiner wahrhaftigen Vorstellungen!
Herzensgrüße, deine Janina
Wichtiges Thema und ganz toll geschriebener Beitrag. Ich finde, sowas kann man schon auch mal anmerken. 🙂
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